Review: The Night Clerk - Ich kann dich sehen (Film) | Medienjournal (2024)

Heute mal wieder ein mittelprächtiger Streifen, den ich mir aus Neugierde zu Gemüte geführt habe, wobei Neugierde in dem Fall bedeutet, dass die Besetzung nebst Prämisse vielversprechend schien, aber wirklich viel draus gemacht wurde leider nicht.

The Night Clerk
Ich kann dich sehen

The Night Clerk, USA 2020, 90 Min.

Review: The Night Clerk - Ich kann dich sehen (Film) | Medienjournal (1)
© EuroVideo

Regisseur:
Michael Cristofer

Autor:
Michael Cristofer

Main-Cast:
Tye Sheridan (Bart Bromley)
Ana de Armas (Andrea Rivera)

in weiteren Rollen:
John Leguizamo (Detective Espada)
Helen Hunt (Ethel Bromley)

Genre:
Krimi | Drama | Mystery | Romantik | Thriller

Trailer:

Inhalt:

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Bart Bromley leidet am Asperger-Syndrom und es fällt ihm sichtlich schwer, menschliche Emotionen zu erkennen und zu verstehen, geschweige denn nachzuahmen. Nichtsdestotrotz ist er – vielleicht zum Teil auch gerade aufgrund seiner autistischen Züge – ungemein zuverlässig und ein gern gesehener Mitarbeiter im Hotel, wo er den Nachtportier gibt. Für Bart bringt das aber auch den nicht zu unterschätzenden Vorteil mit sich, dass er ziemlich unbeobachtet die Hotelgäste in ihren Zimmern bespitzeln kann, wobei er das nicht aus einem voyeuristischen Gedanken heraus für sich entdeckt, sondern die Bänder stattdessen nutzt, sich eine persönliche Lehrstunde in Sachen Sozialverhalten zu geben, indem er Dialoge und Verhaltensweisen imitiert, um natürlicher zu wirken. Eines Nachts aber beobachtet Bart, wie eine Frau bedroht wird und will ihr zu Hilfe eilen, stößt aber nur noch auf deren Leiche. Der ermittelnde Detective Espada hat zwar schnell Bart selbst in Verdacht, aber auch keine handfesten Indizien, derweil niemand etwas von den versteckten Kameras ahnt. Während Espada misstrauisch bleibt und weiter ermittelt, beginnt Bart in einem anderen Hotel zu jobben, wo er alsbald auch der attraktiven Andrea Rivera begegnet, die ihn vom ersten Moment an fasziniert…

Rezension:

Im Grunde ist The Night Clerk – Ich kann dich sehen ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn man eine vielversprechende Grundidee hat und glaubt, daraus einen Film machen zu können, während in weiterer Folge dann aber leider die Ideen zur Umsetzung des Ganzen abhanden kommen. So muss es auch Michael Cristofer ergangen sein, der hier gleichsam für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnet, denn es ist ein geradezu klassisches Kriminal-Motiv, dass ein Unbeteiligter einen Mord beobachtet und dadurch selbst in die Schusslinie – im vorliegenden Fall die des ermittelnden Detective gerät. Interessant wird die Sache jetzt nicht unbedingt durch den voyeuristischen Einschlag, der ja nun auch nicht eben neu im Metier ist, dafür aber umso mehr durch das Asperger-Syndrom, an dem Hauptfigur Bart leidet, wobei man dann aber eben auch schnell merkt, dass die Krankheit im Grunde Mittel zum Zweck ist, denn viel zu oft setzt Cristofer sich über die selbst aufgestellten Regeln hinweg und lässt Bart nur dann unbeholfen und überfordert wirken, wenn es der Geschichte dient.

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Überhaupt scheint auch das Konzept der Überwachung nur zu dienen, um Prämisse und Ausgangspunkt der Story zu definieren, denn im weiteren Verlauf spielt das nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn Bart seine Kameras durchaus nutzt, um der ihn faszinierenden Andrea aus der Ferne nahe sein zu können. Die Mischung aber, die den Film vom Charakterdrama zum Crime-Thriller wandeln soll, geht so gar nicht auf und allein der misstrauische Detective Espada (John Leguizamo, American Ultra) spielt eine weitestgehend untergeordnete Rolle, taucht nur allenthalben auf und kommt letztlich nur voran, weil man in weiser Voraussicht entsprechende Hinweise platziert, die den Fall nicht in der Versenkung verschwinden lassen, während man auch wenig aus dem Konflikt macht, dass Bart eigentlich verraten könnte, wer hinter dem Mord steckt und dies nur nicht tut, weil dann seine zahlreichen versteckten Kameras auffliegen würden. Hier beweist er dann auch wieder ein für ihn untypisches Verständnis für soziale Gepflogenheiten, einfach weil es dem Plot dient und ihn ansonsten in Wohlgefallen auflösen würde.

Darüber hinaus wirkt es wahnsinnig konstruiert, was sich Cristofer insbesondere für Andrea (Ana de Armas, Knives Out) einfallen lässt, gleichwohl ihre Geschichte mit dem sozial verkappten Bart (Tye Sheridan, Ready Player One) für so manch gelungenen und überzeugenden Moment sorgt. Dennoch mag man am Ende eher den Kopf schütteln, denn einerseits lässt sich ein gewisser Twist lange vorherahnen, andererseits ist es nicht gerade elegant, wie Cristofer seine Geschichte ausklingen lässt. Wohl am schwersten wiegt aber, dass The Night Clerk die meiste Zeit ungemein getragen wirkt und im Grunde herzlich wenig passiert, während Bart Andrea anschmachtet, Espada vor sich hin ermittelt die von Helen Hunt verkörperte Ethel als Mutter von Bart erst gar nichts Zielführendes zu tun bekommt, außer sich aufopferungs- und verständnisvoll um ihren Sohn zu kümmern. Der Film hätte mitnichten einen reißerischeren Anstrich gebraucht, aber der Plot dümpelt schon sehr offenkundig vor sich hin, so dass die nicht einmal anderthalb Stunden Laufzeit dennoch manche Länge mit sich bringen.

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Ebenfalls ein Stück weit problematisch ist natürlich, dass der autistische Bart nur bedingt als Identifikationsfigur für das Publikum funktioniert, zumal er sich eben nicht konsistent einheitlich und nachvollziehbar verhält, sondern Cristofer seine sozialen Verständnisprobleme je nach Situation anders in den Wind hängt und selbst dessen unbedarft gutmütige Art letztlich dem mageren Final-Twist opfert, der The Night Clerk aber kaum einen Deut besser macht. Dabei merkt man atmosphärisch und inszenatorisch, was möglich gewesen wäre, wenn hier noch eine gelungene Geschichte zu einer vielversprechenden Grundidee hinzugekommen wären, zumal das ungleiche, weil nicht auf Augenhöhe stattfindende Verhältnis zwischen Bart und Andrea ebenfalls seinen Reiz versprüht, im konstruierten Plot von Michael Cristofer aber alsbald ebenso unter die Räder gerät wie der Rest dieser Chose, die gern vieles zugleich wäre, am Ende aber nichts davon so wirklich meistert und dementsprechend unausgegoren und – leider – enttäuschend wirkt.

Fazit & Wertung:

Michael Cristofer bedient sich in The Night Clerk – Ich kann dich sehen einiger klassischer Krimi-Versatzstücke und reichert sie mit frischen Ideen an, doch die Prämisse des autistischen Nachtportiers verläuft sich leider im weiteren Verlauf in ziemlicher Belanglosigkeit, die weder wirkliche Spannung noch Innovationen zu bieten hat, vor allem aber in ein enttäuschendes und überkonstruiert wirkendes Finale mündet, was es so sicherlich nicht gebraucht hätte, weil es dem Film mehr schadet denn nützt.

5 von 10 heimlichen Video-Aufnahmen

The Night Clerk – Ich kann dich sehen

  • Heimliche Video-Aufnahmen - 5/10

    5/10

Fazit & Wertung:

Michael Cristofer bedient sich in The Night Clerk – Ich kann dich sehen einiger klassischer Krimi-Versatzstücke und reichert sie mit frischen Ideen an, doch die Prämisse des autistischen Nachtportiers verläuft sich leider im weiteren Verlauf in ziemlicher Belanglosigkeit, die weder wirkliche Spannung noch Innovationen zu bieten hat, vor allem aber in ein enttäuschendes und überkonstruiert wirkendes Finale mündet, was es so sicherlich nicht gebraucht hätte, weil es dem Film mehr schadet denn nützt.

5.0/10

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The Night Clerk – Ich kann dich sehen ist am 19.11.2020 auf DVD und Blu-ray bei EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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Author: Ouida Strosin DO

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